Chronik

Kurze Haus und Baugeschichte

Köpernitz in der Literatur

Besuch Fontanes in Köpernitz

Fontane und der Waldfriedhof

Zur Zeittafel

 

Ein Vorwerk mit Geschichte - Das Gutshaus Köpernitz

 

Südlich vor den Toren Rheinsberg gelegen, kann das Gutshaus in Köpernitz auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Steht man heute vor dem schlichten spätbarocken Gebäude mit seiner bröckelnden Fassade, ist es schwer, sich vorzustellen, daß hier im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert reges Treiben herrschte. König Friedrich Wilhelm IV. machte sogar häufig vor dem gastlichen Haus in dem Ort halt. Die wohl prägendste Persönlichkeit in Köpernitz war die hier am 18. Mai 1859 verstorbene Gräfin de la Roche Aymon, welche 33 Jahre die Geschicke dieses Erbzinsgutes bis zu ihrem Tode bestimmte.
Mit der Bildung des alten Ruppiner Landes im 12. Jahrhundert durch die Arnsteiner Grafen, dessen Sitz die Planenburg in Alt Ruppin war, ging der Aufbau von Grenzfesten einher, so auch die nördlich liegende Rhinburg, das heutige Rheinsberg.

Diesen Herrschaften mit wechselnder Besitzfolge wurden zum wirtschaftlichen Erhalt Gutsdörfer zugeordnet, den späteren Erbzinsgütern, wovon Rheinsberg sechs Stellen besaß. Eines hiervon war das recht prosperierende Gut Köpernitz

Die Bredowsche Meierei von Köpernitz war somit kronprinzliches Vorwerk geworden. Bis Ausgang des 18. Jahrhunderts wurde es beträchtlich erweitert, ausgebaut und erlebte eine wirtschaftliche Blütezeit. Im Jahre 1753 zum Erbzinsgut erklärt, wuchs die Kolonie rasch. 1798 wohnten hier zehn Büdner, fünf Einlieger, zwei Leineweber sowie je ein Müller, Schäfer, Schmied, Schneider und Ziegelstreicher; insgesamt 25 Männer, 23 Frauen, 34 Kinder und 13 Dienstboten.

 

Im 19. Jahrhundert zählten zum Gutsbezirk Köpernitz
eine Wassermahl-
und
eine Schneidemühle, eine Ziegelei sowie eine seit 1861 mit Dampf betriebene Gutsbrennerei.

 

Zum Herrenhaus, daß auch als Schloß bezeichnet wurde, gehörte der an der Rückfront liegende Park. Gegenüber dem Gutshauseingang schließt sich der große Wirtschaftshof mit Pferde-, Schaf- und Kuhstallgebäuden an. In der Mitte des Platzes stand ein Taubenhaus. Zu dieser Zeit war das Gutshaus kleiner, eine Erweiterung wurde vermutlich erst nach der Rückkehr der Gräfin de la Roche Aymon aus Paris nach 1826 vorgenommen. So kam zum spätbarocken Gebäude ein Schuß Klassizismus der oberen Etage hinzu. Die neue Raumnutzung sowie die schloß- ähnliche Parkseite wird im Stile der Gründerzeit erst Ausgang des 19. Jahrhunderts gestaltet worden sein,

vielleicht unter Anleitung des späteren Erben und Verwalters Ferdinand von Zeuner, einem Neffen der Gräfin. Sie selbst dürfte diesen Umbau nicht mehr erlebt haben. Seit 140 Jahren ruht sie nun auf dem kleinen gepflegten Köpernitzer Waldfriedhof, der durch seine alten Grabsteine vergangene Geschichte aufzeigt. Heute kümmert sich der "Förderverein Köpernitzer KulturGutshaus e.V." mit der Gemeinde um den Fortbestand des Gebäudes sowie der Aufarbeitung der Historie. Kleine Konzerte und Ausstellungen beleben in letzter Zeit die Räume, die angemessen restauriert worden sind. Für den Besucher Rheinsbergs ist dieses Gutshaus mit Park immer eine kleine Stippvisite wert.

 

 

 

Kurze Haus- und Baugeschichte des Gutshauses Köpernitz

 

Der Ort  Köpernitz  wurde erstmals 1463 als „tho der Köpernitz“ urkundlich erwähnt. In Redorfers Landbuch wird Köpernitz jedoch 1525 als wüste Feldmark aufgeführt. Für das Jahr 1618 ist eine von Jobst von  Bredow, der damaligen Herrschaft von Rheinsberg, neu erbaute Wassermühle zu Köpernitz belegt, außerdem ein Vorwerk und eine Schäferei. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Mitte des 16. Jahrhunderts an diesem Platze die Bredow`sche Meierei Köpernitz existierte. Mit dem Kauf der Herrschaft Rheinsberg für den Kronprinzen Friedrich gelangte Köpernitz 1734 in den Besitz der Hohenzollern. Es entstand im gleichen Jahr ein kronprinzliches Vorwerk, das 1753 als Erbzinsgut und Kolonie ausgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert zählten zum Gut noch eine Wasser- und Schneidemühle, eine Ziegelei sowie eine seit 1861 mit Dampf betriebene Brennerei dazu. Betrachtet man aus dieser Sicht die Baugeschichte des Gutshauses, so kann man davon ausgehen, dass es in der Zeit der Bredow`schen Meierei wesentlich kleiner war als heute und die wesentlichen Erweiterungen erst nach der Übernahme durch das Grafenpaar La Roche Aymon erfolgten.

 

Der Ursprungsbau war ein zweifach verriegelter Fachwerkbau mit Ziegelausfachung, der im Kern noch so in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts existierte.

 

Erste Erweiterungen fanden vermutlich um 1800 statt, sodass die von Baurat Eckel 1814 beschriebene Ansicht als solche betrachtet werden kann. Er schreibt: „ Das Wohnhaus ist 53 Fuß lang, 36 Fuß tief, 10 Fuß hoch im Stiehl mit Mansardedach und Walmen. Die vordere Front und beide Giebelwände nebst Giebel sind ganz massiv, und die Hinterfronte ist bis zum ersten Riegel gleichfalls massiv unterfahren.“

 

Im zweiten Viertel des 19. Jhd. wurde vermutlich an der Eingangsseite die Fassade durch Zweckhäuser mit Dreieckgiebeln und Pilastergliederung hervorgehoben.

 

Um 1860/70 gestalteten die damaligen Besitzer die zum Garten gerichtete Seite zu einer symmetrischen Schaufassade im neobarocken Stil um. Drei miteinander verbundene Zweckhäuser mit Giebelaufbauten entstanden. Diese wurden, um eventuell den „Schlosscharakter“ zu unterstreichen, mit Stuckverzierungen wie Voluten, Dreiecks- und Segmentgiebel, Vasen und Kugelbekrönungen sowie Okuli versehen. Die Gebäudemitte wurde durch den etwas höheren Giebel akzentueiert.

 

Dokumente belegen, dass es dann neben Veränderungen im Inneren des Hauses nur noch eine Verlagerung und Umgestaltung der Terrasse zum Park gegeben hat. Die jetzige Form und Lage ist offensichtlich nach 1900 entstanden.


 

 





Köpernitz

und die La Roche Aymons

in der Literatur

 

1.     Theodor Fontane  „Vor dem Sturm“ 1878  (die Gräfin La Roche Aymon als Tante Amalie (Gräfin Padugla auf Schloss Guse)

 

2.     Theodor Fontane  „Der Stechlin 1898/1899 (Köpernitz und die Gräfin La Roche Aymon finden Eingang in der>>Wurst-wider-Wurst-Anekdote<<)

 

3.     Theodor Fontane  Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1875 3. Auflage der Grafschaft Ruppin  (Es erscheint ein eigenes Kapitel „Köpernitz“ und „Zwischen Boberow-Wald und Huwenow-See  oder Der Rheinsberger Hof von 1786 – 1802“ ein Porträt des Ehepaares La Roche Aymon)

 

4.     Märkischer Dichtergarten „Theodor Fontane – die schönsten Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1988 (Herausgegeben von Günter de Bruyn) – Buchverlag   Der Morgen Berlin

 

5.     Andrew Hamilton  „Rheinsberg, das Schloss, der Park, Kronprinz Fritz und Bruder Heinrich“  (1872/1873)  Aufbau Taschenbuch Verlag 1996

 

6.     Gisela Heller  „Unterwegs mit Fontane in Berlin und der Mark Brandenburg“    1993   Nicolai

                                             

7.     Annemarie von Nathusius  „Rheinsberg – ein Märkischer Roman“ 1922 (Das Liebesabenteuer der Gräfin La Roche Aymon mit dem Prinzen Louis Ferdinand von Preußen)

 

8.     Eva Ziebura  „Prinz Heinrich von Preußen – Preußische Köpfe“  1999 (Prinz Heinrich und sein Adjutant Graf La Roche Aymon)

 

9.     Eva Ziebura/Frank Bauer  „Im Dienste Preußens –Charles de La Roche Aymon2003

 

10.  Dr. Gotthard Erler  Kahlebutz und Krautentochter – Märkische Porträts“  2007 (Prinzessin Goldhaar – Karoline Amalie de La Roche Aymon)

 

11.   Jürgen Jessel  „Schlösser und Amouren – Preußische Liebesgeschichten“ (Porträt der Gräfin La Roche Aymon und ihre Liebe zu Prinz Louis Ferdinand von Preußen)

 

12.  Denkmaltopografie in der Bundesrepublik Deutschland     „Denkmale in Brandenburg – Landkreis Ostprignitz-Ruppin– Band 13.2  2003      (Köpernitz, Heinrichsdorf und OT Heinrichsfelde)

 

13.  Werte unserer Heimat – Ruppiner Land  1981   (Köpernitz, Heinrichsdorf u. OT Heinrichsfelde)

 

14.  Ingrid u. Walter Reisinger       Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser im Land Brandenburg“ - 2Bände  2013

                                                            

Dazu gibt es weitere Publikationen in der Zeitschrift „Die Mark“, im Ruppiner Jahrbuch“ und im „Kreiskalender Ruppin“.

 

Stand: Februar 2016



Fontane und Köpernitz



Theodor Fontane (1819 – 1898)

   Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 als Sohn des Apothekers Louis Henri Fontane und seiner Frau Emilie Fontane,geb. Labry, in Neuruppin geboren. Sowohl in seiner Geburtsstadt als dann später auch in Swinemünde verlebte Theodor Fontane unbeschwerte Kindertage. Ostern 1832 tritt er in die Quarta des Gymnasiums von Neuruppin ein. Dann folgen Stationen in Berlin, Leipzig, Dresden und Letschin (Gewerbeschule, Apothekerlehre und Arbeit in verschiedenen Apotheken). 1849 gibt er seine Tätigkeit als Apotheker auf und versucht als „Freier Schriftsteller“ zu leben. 1850 heiratet er Emilie Rouanet-Kummer, die ihm Zeit seines Lebens eine unersetzliche Stütze ist.

   Er versucht sich zwischen 1852 bis 1876 neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Korrespondent, Reportagenschreiber, Redakteur, Theaterkritiker und Sekretär der Akademie der Künste mit unterschiedlichem Erfolg. In dieser Zeit entstehen Werke, die auch für Köpernitz und die la Roche Aymons von Relevanz sind („Vor dem Sturm“, „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“). Von 1876 an bis zu seinem Tode wird er nur noch freier Schriftsteller sein. 1881 erscheint sein letzter Wanderungen-Band. Der Alters-Roman „Der Stechlin“, in dem die Gräfin la Roche Aymon und Köpernitz ebenfalls Erwähnung finden, erscheint 1897 als Vorabdruck ein Jahr vor seinem Tode.

   Am 20. September 1898 verstirbt Theodor Fontane, er wird auf dem Friedhof der Französischen Reformierten Gemeinde ander Liesenstraße, im Norden Berlins, beigesetzt.

Die la Roche Aymons haben Theodor Fontane schon sehr frühzeitig, insbesondere im Zusammenhang mit dem Rheinsberger Hof und vor allem mit dem Prinzen Heinrich,  interessiert.

   Aus dem Briefwechsel mit seiner Schwester Elise geht hervor, dass er im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Bandes „Die Grafschaft Ruppin“ 1861 zusätzliche Informationen zu dem einholen wollte, was ihm schon aus früheren Besuchen in Rheinsberg und durch andere Quellen bekannt geworden war.



   Hier Ausschnitte aus dem Brief an Schwester Elise vom 17. Juli 1861: „In Koepernitz selbst guckst Du Dir das Terrain scharf an: die Terrain-beschaffenheit, Wald,Wasser, das Dorf, vor allem die Lage des herrschaftlichen Hauses, dessen Aussehen, wie viele Etagen, wie viel Fensterfront und womöglichnoch irgendetwas Markantes, ein Grabmal, Springbrunnen, Storchennest, Rampe oder sonst dergleichen. Zehn bis zwölf Zeilen sind genug, aber es muss ein anschauliches Bild geben.“

Aus verschiedenen Gründen musste das Kapitel Köpernitz zunächst zurückgestellt werden, und zwar bis zur Herausgabe der 3. Ausgabe der„Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1875.


Fontanes Besuch in Köpernitz 1873

Dieses Mal wollte er sich von den Örtlichkeiten selbst überzeugen. Die Stelle im Abschnitt „Die Menzer Forst und der Große Stechlin“, wo er sehr poetisch eine nächtlicheTextfeld:  Kutschfahrt von Menz kommend beschreibt, ist in Wahrheit eine Schilderung seiner Ankunft in Köpernitz Ende September 1873, ohne dass der Name des Ortes Erwähnung findet. Der „Kenner“ jedoch kann es ohne weiteres erkennen, wenn er liest „Die Scheite, echte Kinder der Menzer Forst, brannten hoch auf, auf uns hernieder aber sahen die Ahnen des weitverzweigten Hauses: die Neales, die Oettinger und La Roche Aymons, und zwischen ihnen das leuchtende Bild des „Saalfelder Prinzen“.

   Aus  seinem Notizbuch, das er ständig bei sich führte, wissen wir, was er wichtig fand, was er davon festhielt und für die spätere Nutzung aufbereiten wollte. Auf Köpernitz bezogen fragt man sich, was war es, was ihn in seiner poetischen Sicht in Bezug auf „Sehenswürdigkeiten“, Personen und auf die Geschichte des Hauses besonders ansprach?



Wie nicht anders zu erwarten notierte er alles, was in Bezug zum Prinzen Heinrich  in  Rheinsberg  gesetzt  werden  konnte,  dann  die  überaus   reizvolle „Affäre“ der Gräfin la Textfeld:     Roche Aymon mit dem Prinzen Louis Ferdinand von Preußen und nicht zuletzt etwas zum Friedhof, auf dem die Zeuners und insbesondere die Gräfin la Roche Aymon ihre letzte Ruhe gefunden haben. In einem Artikel im Ruppiner Jahrbuch 2015 hat Bernd Donner, Vorsitzender des Fördervereins, aufgezeigt, wie die Kenntnisse, Notizen und Unterlagen Fontanes über die La Roche Aymons und Köpernitz Eingang in die „Wanderungen“ gefunden haben. Dabei hat ihn nicht nur das Was, das Fontanes Interesse fand, sondern auch sein Herangehen, sozusagen seine Arbeitsweise interessiert. Hilfreich war dabei eine Transkription der Tagebuchnotizen Fontanes und „ihr Weg in die Wanderungen“ von der ehemaligen Vorsitzenden der Fontane-Gesellschaft, Frau Dr. Dieterle (Schweiz), die sie bei einem Besuch in Köpernitz freundlicherweise zur Nutzung zur Verfügung stellte. Nur so viel: Auf sieben Notizbuchseiten hält Fontane fest, was er an Köpernitz interessant findet. Was er daraus gemacht hat, ist wahrlich ein poetisches Glanzstück. Beeindruckend, wie er den Bogen spannt von „..einem Platz, von nicht gerade frappanter Schönheit…“ über „Man begreift eine stille Passion dafür.“ bis hin zu seinem Fazit „… hier ist es gut sein.“

   Fontane zeichnet ein Bild, angereichert mit sachlichen Schilderungen, Episoden und historischenHintergründen, das Köpernitz zu einem authentischen Erinnerungsort preußischer Geschichte und Fontan`scher Literatur werden lässt, vor allem aber zum Verweilen einlädt.

 



 Theodor Fontane und der Köpernitzer Waldfriedhof

vom Notizbuch in die „Wanderungen“ - Rekapitulation

 

Wahrscheinlich am 25. September 1873, bei seinem Besuch in Köpernitz,  hielt Theodor Fontane in einem seiner Notizheftchen unter der Überschrift Kirchhof (siehe nebenstehende Kopien der Seiten 40 und 41)  folgendes fest:

Kirchhof lehnend. In der Mitte ein Rondel, an demselben eine Kreuz-Inschrift:    „Christus sei unser Leben, dann ist Sterben unser Gewinn“. Statt: ist unser Leben   und Sterben unser Gewinn. Der Kirchhof ist nach Familien eingetheilt, nicht kunterbunt, dadurch entsteht ein besonderes Interesse, hübsch, gartenhaft

Ihr Grab ist in der Mitte des Kirchhofs, graues Marmorkreuz auf einem Sockel: „Hier ruht Caroline Amalie Marie Marquise de La Roche Aymon, geb. v. Zeuner, geb. 7. April 1771 gest. d. 18. Mai 1859 (Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben).

Sie ist so beliebt gewesen, daß sich an ihren Geburts-Sterbetagen immer noch Kränze vorfinden, die von alten Rheinsbergern vermutlich aus Dankbarkeit hingelegt werden.

 

         An dieser Stelle notierte er an der Seite (offenbar zur Untermauerung seiner Feststellung, dass alles nach Familien der Gutsangestellten geordnet war) drei Berufsstände, die auch in der Übersicht der zur Zeit der Gräfin und des Neffen (Ferdinand von Zeuner) auf dem Gutshof vertretenen Personen aufgeführt waren bzw. zu ihm gehörten:

 

Müller, Schmiede, Ziegeler.

 

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